Betreff
Verschiebung des Zeitpunktes der Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega um ein Jahr auf den 31.07.2017
Vorlage
024/2015 SG
Aktenzeichen
401100SG:0003/Schulentwicklung
Art
Sitzungsvorlage SG

Der Rat der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) hat in seiner Sitzung am 19. Juni 2014, vorbehaltlich der Gebäudefertigstellung in Clenze, beschlossen

 

a)    die Schulstandorte der Grundschulen Bergen und Schnega zum Schuljahresende 2015/16 (31.07.2016) aufzuheben,

 

b)    die Verwaltung zu beauftragen, die Satzung zur Festlegung der Schulbezirke im Primarbereich der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) dahingehend zu ändern, dass die Schulbezirke der Grundschulen Bergen und Schnega dem Schulbezirk der Grundschule Clenze zugeschlagen werden,

 

c)    die Verwaltung zu beauftragen, die Aufhebung der Grundschulen Bergen und Schnega gemäß § 106 Abs. 1 NSchG bei der Landesschulbehörde zu beantragen und

 

d)    sollte eine Zusammenlegung zum 31.07.2016 nicht möglich sein, wird sie auf den 31.07.2017 verschoben.

 

 

Die Regenbogenschule Bergen und die Swinmarkschule Schnega haben nunmehr jeweils mit Schreiben vom 23.03.2015 um die Verschiebung des Zeitpunkts der Aufhebung der Schulstandorte in Bergen an der Dumme und Schnega gebeten.

 

Die Regenbogenschule Bergen begründet dies mit ihrer Auszeichnung zur „MINT-freundlichen Schule“ für drei Jahre im Herbst 2014 durch Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Die derzeitige Situation in Deutschland zeige, dass ein Engpass an naturwissenschaftlich-technischen Fachkräften bestehe, da den MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) insgesamt wohl noch zu wenig Beachtung geschenkt werde.

In der Sitzung des Schulausschusses habe die Regenbogenschule ihre Aktivitäten, die zu dieser Auszeichnung geführt habe, dargestellt. MINT komme in der Bergener Schule momentan „so recht ins Rollen“. Die Schule  habe das Phaeno in Wolfsburg und die Firma SKF als Partner gewinnen können und auch die Stiftung Niedersachsen Metall habe eine Unterstützung zugesagt. Die Regenbogenschule bittet deshalb darum, ihnen ein Jahr mehr Zeit zu geben, um die MINT-Aktivitäten zu vertiefen, weiter zu erproben und Erfahrungen zu sammeln. Sie möchte die bisherigen Kontakte pflegen, aber auch neue Ansprechpartner und Mitstreiter suchen oder auch weiterführende Schulen mit ins Boot holen. Eines ihrer Ziele sei es, nach der Schulschließung ihre Erfahrungen mitzunehmen und zur Verfügung zu stellen.

 

Die Swinmarkschule Schnega begründet ihren Wunsch auf Verschiebung damit, dass sie am Projekt Umweltschule in Europa teilnehme und bis dato fünf Mal für ihre Projekte ausgezeichnet worden sei.  Folgende Themen seien über Jahre fächerübergreifend erarbeitet, nachhaltig umgesetzt und verbindlich im Schulprogramm verankert worden:

 

  • Schulgarten
  • Bedeutung von Regenwürmern
  • Energiedetektive
  • Gesundes Frühstück
  • Grünes Klassenzimmer
  • Haltung von Kaninchen als Schultiere
  • Anlegung eines Teiches
  • Streuobstwiese
  • Vom Aussterben bedrohte Haustierrassen weiden im Sommer auf der Wiese
  • Verarbeitung des Obstes
  • Bienen

 

Die Schule arbeite bei ihren über die Jahre entstandenen Umweltprojekten mit folgenden regionalen Vereinen und Institutionen zusammen und werde von diesen unterstützt:

 

Gemeinde Schnega, örtliche Betriebe, Feuerwehren, Landwirtschaftlichen Betrieben, Fremdenverkehrsverein, Gesellschaft für bedrohte Tiere Archehof-Wolfs-AG Wendland, Landschaftspflegeverband Wendland-Elbetal e.V., Streuobstwiesenverein, NABU, Landfrauenverein, Wendenenergie/Solarenergie Lüchow/Dannenberg, BildungsCent e.V. Berlin Aktion Klima, Europe-Direkt, Handwerkskammer Lüneburg Stade, Imker Verein Clenze/Schnega, Verein „De Immen“, Voelkel GmbH Saftvertrieb, Nds. Landesforsten, Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

 

Weiterhin seien musikalisch künstlerische Angebote ein Schwerpunkt, die die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler vorteilhaft beeinflusse und erheblich zu einem produktiven und sozialen Schulklima beitrage. So arbeite man derzeit an dem Projekt „Ukulele Orchester“, in dem alle 20 Schüler der 3. Und 4. Klasse das Instrument Ukulele lernen. Das Orchester werde von einer Musiklehrerin geleitet, es fänden Auftritte statt und auch ein Termin für eine Plattenaufnahme sei anberaumt. Ein Ukulelen Orchester sei für eine Grundschule außergewöhnlich. Die Schule wolle die Gelegenheit haben, dieses Projekt weiter zu entwickeln und sich für das Projekt „Musikalische Grundschule Niedersachsen“ zu bewerben.

 

Zum anderen seien in die Gemeinde Schnega Flüchtlingsfamilien und polnische Familien zugewandert. Diese Zahl für die Zukunft sei nur schwer kalkulierbar. Für die Schule bedeute das Unterrichten von SchülerInnen bei denen Deutsch nicht die Herkunftssprache sei, eine große pädagogische Herausforderung, der sie sich mit viel Engagement stellen, um den Schülern eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen.

 

Auch seien Eltern von der Unterrichtsform „Offene Lernlandschaften“ nicht überzeugt, es bestände viel Unsicherheit und Skepsis. Durch das Jahr Verlängerung hätte die neue Schule die Möglichkeit, die kritischen Eltern aus Schnega und Bergen durch gelebte Praxis zu überzeugen.

 

 

Stellungnahme der Verwaltung:

 

Wie von den Grundschulen Bergen und Schnega vorgetragen, böte die Verschiebung des Zeitpunktes der Aufhebung der Schulstandorte um ein Jahr den Schulen die Möglichkeit ihre o.a. Projekte weiter zu vertiefen, Erfahrungen zu sammeln, an andere Schulen mitzunehmen und zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht der Verwaltung bestehen keine Bedenken gegen die Verschiebung des Zeitpunktes der Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega um ein Jahr auf  den 31.07.2017. Bauliche Maßnahmen müssten für ein weiteres Schuljahr nicht vorgenommen werden.

 

Die Verwaltung schlägt jedoch vor, dass in den Schulbezirken Bergen und Schnega Einschulungen bereits ab Schuljahr 2015/2016 nicht mehr stattfinden.

 

Die Schließung der Grundschulen Bergen und Schnega wurde vom Rat in seiner Sitzung am 19. Juni 2014 beschlossen, bei der Nds. Landesschulbehörde beantragt und  mit Schreiben vom 22. Sept. 2014 (LG 1 R.10-80252/2DAN-81004N) auch genehmigt.

 

Die Einschulung von Kindern zum Schuljahr 2015/2016 ist nicht nachhaltig, da die Grundschulen Bergen und Schnega laut o.a. Ratsbeschluss keine Zukunft haben. Vielmehr wurde aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen und der hohen Investitionskosten (bei Beibehaltung aller drei Grundschulen) der Neubau am Standort Clenze für dann nur noch einen „Schulbezirk Astrid-Lindgren-Schule“ beschlossen. Die 2015/2016 eingeschulten SchülerInnen müssten sich nach zwei Jahren beim Übergang in die neue Schule in eine neue Lernumgebung eingewöhnen und einen Bruch in der Schullaufbahn hinnehmen. Übergänge rufen im Kontext von Schule nicht selten negative Assoziationen hervor und werden vielfach als Bedrohung und Bruch wahrgenommen. Für die Kinder würden sich nach zwei Jahren in der alten Grundschule die gewohnten Handlungsroutinen und Reaktionsmuster verändern und sie müssten sich in eine neue, bislang fremde Umgebung einpassen. Ein erfolgreiches Weiterlernen wäre beim Wechsel von Klasse 2 in Klasse 3 erschwert.  Deshalb ist es wichtig, solche Übergänge, wenn möglich, zu vermeiden. Die Einschulung aller SchülerInnen aus dem Südkreis am gleichen Standort ab 2015/2016 bietet die für Kinder wichtige Forderung nach Kontinuität.

 

Durch eine Verschiebung des Zeitpunkts der Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega auf den 31.07.2017 mit gleichzeitigen Einschulungsstopp ab 2015/2016  könnten die SchülerInnen, die im Schuljahr 2013/2014 eingeschult wurden, ihre Schullaufbahn in Bergen und Schnega beenden, es müssten keine Kombiklassen mehr eingerichtet werden und lediglich die SchülerInnen der dann Klassen 4 (Einschulung zum Schuljahr 2014/2015) müssten zum Schuljahr 2017/2018 einen Wechsel absolvieren.

 

Die einzuschulenden SchülerInnen können in der Astrid-Lindgren-Schule Clenze räumlich und personell aufgenommen werden.


Es fallen keine Kosten für die Samtgemeinde Lüchow (Wendland) an, evtl. Mehrkosten bei der Schülerbeförderung.


Der Schulausschuss beschließt, dem Samtgemeindeausschuss zu empfehlen, dem Rat vorzuschlagen, folgenden Beschluss zu fassen:

 

Der Rat der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) beschließt,

 

a)    der Zeitpunkt der Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega wird um ein Jahr auf den 31.07.2017 verschoben,

 

b)    ab dem Schuljahr 2015/2016 finden in der Regenbogenschule (Grundschule Bergen) und der Swinmarkschule (Grundschule Schnega) keine Einschulungen mehr statt,

 

c)     die Verwaltung zu beauftragen, die Satzung zur Festlegung der Schulbezirke im Primarbereich der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) dahingehend zu ändern, dass die Schulbezirke der Grundschulen Bergen und Schnega dem Schulbezirk der Grundschule Clenze zum 31.07.2017 zugeschlagen werden und Einschulungen in der Regenbogenschule (Grundschule Bergen) und der Swinmarkschule (Grundschule Schnega) ab dem Schuljahr 2015/2016 nicht mehr stattfinden.