Der Rat der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) hat in
seiner Sitzung am 19. Juni 2014, vorbehaltlich der Gebäudefertigstellung in
Clenze, beschlossen
a)
die Schulstandorte der Grundschulen Bergen und Schnega zum
Schuljahresende 2015/16 (31.07.2016) aufzuheben,
b)
die Verwaltung zu beauftragen, die Satzung zur Festlegung der
Schulbezirke im Primarbereich der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) dahingehend zu
ändern, dass die Schulbezirke der Grundschulen Bergen und Schnega dem
Schulbezirk der Grundschule Clenze zugeschlagen werden,
c)
die Verwaltung zu beauftragen, die Aufhebung der Grundschulen Bergen und
Schnega gemäß § 106 Abs. 1 NSchG bei der Landesschulbehörde zu beantragen und
d)
sollte eine Zusammenlegung zum 31.07.2016 nicht möglich sein, wird sie
auf den 31.07.2017 verschoben.
Die Regenbogenschule Bergen und die Swinmarkschule Schnega haben nunmehr
jeweils mit Schreiben vom 23.03.2015 um die Verschiebung des Zeitpunkts der
Aufhebung der Schulstandorte in Bergen an der Dumme und Schnega gebeten.
Die Regenbogenschule Bergen begründet dies mit ihrer Auszeichnung zur
„MINT-freundlichen Schule“ für drei Jahre im Herbst 2014 durch Kultusministerin
Frauke Heiligenstadt. Die derzeitige Situation in Deutschland zeige, dass ein
Engpass an naturwissenschaftlich-technischen Fachkräften bestehe, da den
MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) insgesamt
wohl noch zu wenig Beachtung geschenkt werde.
In der Sitzung des Schulausschusses habe die Regenbogenschule ihre
Aktivitäten, die zu dieser Auszeichnung geführt habe, dargestellt. MINT komme
in der Bergener Schule momentan „so recht ins Rollen“. Die Schule habe das Phaeno in Wolfsburg und die Firma
SKF als Partner gewinnen können und auch die Stiftung Niedersachsen Metall habe
eine Unterstützung zugesagt. Die Regenbogenschule bittet deshalb darum, ihnen
ein Jahr mehr Zeit zu geben, um die MINT-Aktivitäten zu vertiefen, weiter zu
erproben und Erfahrungen zu sammeln. Sie möchte die bisherigen Kontakte
pflegen, aber auch neue Ansprechpartner und Mitstreiter suchen oder auch weiterführende
Schulen mit ins Boot holen. Eines ihrer Ziele sei es, nach der Schulschließung
ihre Erfahrungen mitzunehmen und zur Verfügung zu stellen.
Die Swinmarkschule Schnega begründet ihren Wunsch auf Verschiebung
damit, dass sie am Projekt Umweltschule in Europa teilnehme und bis dato fünf
Mal für ihre Projekte ausgezeichnet worden sei.
Folgende Themen seien über Jahre fächerübergreifend erarbeitet,
nachhaltig umgesetzt und verbindlich im Schulprogramm verankert worden:
- Schulgarten
- Bedeutung von
Regenwürmern
- Energiedetektive
- Gesundes Frühstück
- Grünes Klassenzimmer
- Haltung von Kaninchen
als Schultiere
- Anlegung eines Teiches
- Streuobstwiese
- Vom Aussterben
bedrohte Haustierrassen weiden im Sommer auf der Wiese
- Verarbeitung des
Obstes
- Bienen
Die Schule arbeite bei ihren über die Jahre entstandenen Umweltprojekten
mit folgenden regionalen Vereinen und Institutionen zusammen und werde von diesen
unterstützt:
Gemeinde Schnega, örtliche Betriebe, Feuerwehren, Landwirtschaftlichen
Betrieben, Fremdenverkehrsverein, Gesellschaft für bedrohte Tiere
Archehof-Wolfs-AG Wendland, Landschaftspflegeverband Wendland-Elbetal e.V.,
Streuobstwiesenverein, NABU, Landfrauenverein, Wendenenergie/Solarenergie
Lüchow/Dannenberg, BildungsCent e.V. Berlin Aktion Klima, Europe-Direkt,
Handwerkskammer Lüneburg Stade, Imker Verein Clenze/Schnega, Verein „De Immen“,
Voelkel GmbH Saftvertrieb, Nds. Landesforsten, Nds. Ministerium für Umwelt,
Energie und Klimaschutz.
Weiterhin seien musikalisch künstlerische Angebote ein Schwerpunkt, die
die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler vorteilhaft beeinflusse und
erheblich zu einem produktiven und sozialen Schulklima beitrage. So arbeite man
derzeit an dem Projekt „Ukulele Orchester“, in dem alle 20 Schüler der 3. Und
4. Klasse das Instrument Ukulele lernen. Das Orchester werde von einer
Musiklehrerin geleitet, es fänden Auftritte statt und auch ein Termin für eine
Plattenaufnahme sei anberaumt. Ein Ukulelen Orchester sei für eine Grundschule
außergewöhnlich. Die Schule wolle die Gelegenheit haben, dieses Projekt weiter
zu entwickeln und sich für das Projekt „Musikalische Grundschule Niedersachsen“
zu bewerben.
Zum anderen seien in die Gemeinde Schnega Flüchtlingsfamilien und
polnische Familien zugewandert. Diese Zahl für die Zukunft sei nur schwer
kalkulierbar. Für die Schule bedeute das Unterrichten von SchülerInnen bei
denen Deutsch nicht die Herkunftssprache sei, eine große pädagogische
Herausforderung, der sie sich mit viel Engagement stellen, um den Schülern eine
erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen.
Auch seien Eltern von der Unterrichtsform „Offene Lernlandschaften“
nicht überzeugt, es bestände viel Unsicherheit und Skepsis. Durch das Jahr
Verlängerung hätte die neue Schule die Möglichkeit, die kritischen Eltern aus
Schnega und Bergen durch gelebte Praxis zu überzeugen.
Stellungnahme der Verwaltung:
Wie von den Grundschulen Bergen und Schnega vorgetragen, böte die
Verschiebung des Zeitpunktes der Aufhebung der Schulstandorte um ein Jahr den
Schulen die Möglichkeit ihre o.a. Projekte weiter zu vertiefen, Erfahrungen zu
sammeln, an andere Schulen mitzunehmen und zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht
der Verwaltung bestehen keine Bedenken gegen die Verschiebung des Zeitpunktes
der Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega um ein Jahr auf den 31.07.2017. Bauliche Maßnahmen müssten
für ein weiteres Schuljahr nicht vorgenommen werden.
Die Verwaltung schlägt jedoch vor, dass in den
Schulbezirken Bergen und Schnega Einschulungen bereits ab Schuljahr 2015/2016 nicht
mehr stattfinden.
Die Schließung der Grundschulen Bergen und Schnega
wurde vom Rat in seiner Sitzung am 19. Juni 2014 beschlossen, bei der Nds.
Landesschulbehörde beantragt und mit
Schreiben vom 22. Sept. 2014 (LG 1 R.10-80252/2DAN-81004N) auch genehmigt.
Die Einschulung von Kindern zum Schuljahr 2015/2016
ist nicht nachhaltig, da die Grundschulen Bergen und Schnega laut o.a.
Ratsbeschluss keine Zukunft haben. Vielmehr wurde aufgrund der zurückgehenden
Schülerzahlen und der hohen Investitionskosten (bei Beibehaltung aller drei Grundschulen)
der Neubau am Standort Clenze für dann nur noch einen „Schulbezirk
Astrid-Lindgren-Schule“ beschlossen. Die 2015/2016 eingeschulten SchülerInnen müssten
sich nach zwei Jahren beim Übergang in die neue Schule in eine neue Lernumgebung
eingewöhnen und einen Bruch in der Schullaufbahn hinnehmen. Übergänge rufen im
Kontext von Schule nicht selten negative Assoziationen hervor und werden
vielfach als Bedrohung und Bruch wahrgenommen. Für die Kinder würden sich nach
zwei Jahren in der alten Grundschule die gewohnten Handlungsroutinen und
Reaktionsmuster verändern und sie müssten sich in eine neue, bislang fremde
Umgebung einpassen. Ein erfolgreiches Weiterlernen wäre beim Wechsel von Klasse
2 in Klasse 3 erschwert. Deshalb ist es
wichtig, solche Übergänge, wenn möglich, zu vermeiden. Die Einschulung aller SchülerInnen
aus dem Südkreis am gleichen Standort ab 2015/2016 bietet die für Kinder
wichtige Forderung nach Kontinuität.
Durch eine Verschiebung des Zeitpunkts der
Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega auf den 31.07.2017 mit
gleichzeitigen Einschulungsstopp ab 2015/2016
könnten die SchülerInnen, die im Schuljahr 2013/2014 eingeschult wurden,
ihre Schullaufbahn in Bergen und Schnega beenden, es müssten keine Kombiklassen
mehr eingerichtet werden und lediglich die SchülerInnen der dann Klassen 4 (Einschulung
zum Schuljahr 2014/2015) müssten zum Schuljahr 2017/2018 einen Wechsel
absolvieren.
Die einzuschulenden SchülerInnen können in der
Astrid-Lindgren-Schule Clenze räumlich und personell aufgenommen werden.
Es fallen keine Kosten für
die Samtgemeinde Lüchow (Wendland) an, evtl. Mehrkosten bei der
Schülerbeförderung.
Der Schulausschuss
beschließt, dem Samtgemeindeausschuss zu empfehlen, dem Rat vorzuschlagen,
folgenden Beschluss zu fassen:
Der Rat der Samtgemeinde
Lüchow (Wendland) beschließt,
a)
der Zeitpunkt der
Aufhebung der Schulstandorte Bergen und Schnega wird um ein Jahr auf den
31.07.2017 verschoben,
b)
ab dem Schuljahr
2015/2016 finden in der Regenbogenschule (Grundschule Bergen) und der
Swinmarkschule (Grundschule Schnega) keine Einschulungen mehr statt,
c)
die Verwaltung zu beauftragen, die Satzung zur Festlegung
der Schulbezirke im Primarbereich der Samtgemeinde Lüchow (Wendland)
dahingehend zu ändern, dass die Schulbezirke der Grundschulen Bergen und
Schnega dem Schulbezirk der Grundschule Clenze zum 31.07.2017 zugeschlagen
werden und Einschulungen in der Regenbogenschule
(Grundschule Bergen) und der Swinmarkschule (Grundschule Schnega) ab dem
Schuljahr 2015/2016 nicht mehr stattfinden.