Betreff
Offene Jugendarbeit hier: Jeff Clenze
Vorlage
065/2016 SG
Aktenzeichen
511310SG
Art
Sitzungsvorlage SG

Die Samtgemeinde Lüchow (Wendland) hat mit dem Landkreis Lüchow-Dannenberg seit 1. Januar 2008 eine Verwaltungsvereinbarung zur regionalen Zusammenarbeit und Förderung der offenen Jugendarbeit geschlossen. Die Samtgemeinde erledigt demnach gemäß § 1 für ihren örtlichen Bereich „Aufgaben der Förderung der Jugendarbeit gemäß § 11 KJHG. Zur Aufgabenwahrnehmung gehören insbesondere die Fortführung der zurzeit bestehenden Jugendeinrichtungen und ein möglicher Ausbau dieser Form der offenen Jugendarbeit…“. § 4 regelt die finanzielle Entschädigung, wonach der Landkreis der Samtgemeinde für die Erledigung der Aufgaben eine jährliche Entschädigung in Höhe von 25,00 € für jeden Einwohner/jede Einwohnerin aus der Altersgruppe 8 bis 25 Jahre zahlt. Die Zahlung des Zuschusses ist gekoppelt an eine zweckgebundene Eigenquote von mindestens 50 % der Kreiszuweisung, die auch Mitgliedsgemeinden erbringen können.

 

Im Jahr 2014 hat die Samtgemeinde die beiliegende Konzeption beschlossen. Demnach öffnen die Häuser in der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) folgendermaßen:

 

Jeff Bergen                        dienstags 5 Stunden (1 Tag/Woche)

Jeff Clenze                         donnerstags 5 Stunden (1 Tag/Woche)

Jeff Lüchow                       dienstags bis samstags 29 Stunden (5 Tage/Woche)

Jeff Wustrow                    montags, mittwochs, freitags 17 Stunden (3 Tage/Woche)

 

Die Samtgemeinde wiederum hat Vereinbarungen mit den betreffenden Gemeinden, dass diese die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen müssen, in denen die offene Jugendarbeit betrieben werden soll. So stellt die Stadt Lüchow (Wendland) im Allerlüdgebäude Räumlichkeiten zur Verfügung, die Stadt Wustrow (Wendland) im Gemeinschaftshaus etc. In Clenze gab es keine nutzbaren Räumlichkeiten, sodass sich der Flecken Clenze bis 2014 der samtgemeindlichen Räumlichkeiten an der ehemaligen Grundschule bediente und eine Miete an die Samtgemeinde zahlte. Seit Planung des neuen Grundschulgebäudes in Clenze stand fest, dass das bis dahin genutzte Gebäude (ehemalige Hausmeisterwohnung) abgerissen wird und damit nicht weiter genutzt werden konnte. Dem Flecken Clenze gelang es auch in dieser Zeit nicht, adäquate Räumlichkeiten anzubieten, sodass sich die Samtgemeinde für eine Übergangszeit drauf eingelassen hatte, in die oberen Räumlichkeiten der Bücherei in Clenze zu ziehen; wohl wissend, dass die Räumlichkeiten

 

·                     nicht groß genug,

·                     weder barrierefrei

·                     noch mit einem nutzbaren Außengelände verbunden

 

sind.

 

Für diese Übergangslösung, um die intern lange gerungen wurde, wurde ein Zeitraum von einem Jahr zu Grunde gelegt. Die Samtgemeinde wollte das Jeff Clenze nicht sofort wieder aufgeben, hatte aber die Erwartung, nach einem Jahr andere und besser geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dies ist bis heute jedoch nicht umgesetzt worden. Aus nachvollziehbaren Gründen konnte in Clenze kein geeigneter Raum durch den Flecken Clenze gefunden werden (Räume sind zu groß, zu teuer, nicht praktikabel nutzbar einmal wöchentlich etc.). Mehrfache Gesprächsrunden mit den Ratsmitgliedern, den Bürgermeistern blieben ergebnislos bzw. brachten keine Lösungen hervor.

 

Andererseits ist man verwaltungsseitig der Meinung, dass die Situation, als Provisorium gedacht, nicht weiter aufrechterhalten werden kann. In den Räumlichkeiten ist keine offene Jugendarbeit möglich.

 

Was ist offene Jugendarbeit?

 

Offene Jugendarbeit basiert auf Freiwilligkeit, Teilhabe und Selbstbestimmung. „Sie bietet Kindern und Jugendlichen eine Lern- und Erfahrungswelt, die sie sonst nirgends finden. Sie bietet offene, gestaltbare Räume an, im Mittelpunkt steht das, was Kinder und Jugendliche beschäftigt: ihre Ideen, Träume und Fähigkeiten.“

 

Dies kann aus Sicht der Verwaltung in Clenze in diesen Räumlichkeiten nicht umgesetzt werden.

 

Aus dem Konzept der offenen Jugendarbeit in der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) von 2014:

 

Die Arbeit und einzelne Hausprogramme basieren auf den Grundsätzen:

 

·                     Bildung

·                     Partizipation

·                     Inklusion

·                     Prävention

·                     Gender-Mainstreaming

·                     Freizeitgestaltung/ Anlaufpunkt

 

Inklusion kann in Clenze nicht stattfinden, da die Räumlichkeiten nicht barrierefrei zu erreichen sind.

Gender-Mainstreaming (die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung durchzusetzen) ist nicht umsetzbar, da sich immer beide Geschlechter in einem Raum aufhalten müssen (keine räumliche Trennung möglich). Tatsächlich wird das Jeff Clenze ausschließlich von ein und derselben Jungengruppe besucht. Mädchen suchen das Jeff Clenze nicht auf. Offene Jugendarbeit bedeutet auch Partizipation aller. Der Handlungsspielraum in Clenze ist äußerst gering und Veranstaltungen können nicht umgesetzt werden, da der Platz nicht ausreichend vorhanden ist.

In den früheren Räumlichkeiten gab es mehrere Räume und ein großes nutzbares Außengelände. Eine Trennung nach unterschiedlichen Angebotswünschen war hier ohne weiteres möglich. Ein Entzerren der Aktivitäten ist in den jetzigen Räumlichkeiten aus Gründen der Gruppenzusammensetzung und der Räumlichkeiten nicht möglich. Es müssten entweder alle Darten oder Kickern oder Billard spielen. Ein Ausweichen in den Außenbereich ist nicht möglich, da dann die Räumlichkeiten im Obergeschoss nicht beaufsichtigt werden können und abgeschlossen werden müssen. Das heißt, es müssten in diesem Fall alle Fußballspielen.

 

Im Jeff Clenze trifft sich immer dieselbe Jungengruppe von 6 bis zu 10 Jungen. Diese Gruppe hat sich so fest gebildet, dass die Jugendlichen von ihren Eltern bereits telefonisch mit Angabe von Gründen (Zahnarzttermin, Schulausflug o. ä.) abgemeldet werden, wenn sie mal nicht ins Jeff Clenze kommen. „Neue“ Jugendlichen suchen das Jeff nicht auf, da sich diese feste Gruppe gebildet hat. Daraus wird deutlich, dass im Jeff Clenze keine offene Jugendarbeit sondern soziale Gruppenarbeit stattfindet.

 

Der Unterschied von sozialer Gruppenarbeit und offener Jugendarbeit wird in der Sitzung anhand einer PowerPoint-Präsentation deutlich gemacht.

 

Fakt ist: soziale Gruppenarbeit ist nicht der Auftrag, den die Samtgemeinde vom Landkreis aufgrund der vorgenannten Vereinbarungen erhalten hat. Soziale Gruppenarbeit sollte nicht mit Mitteln der offenen Jugendarbeit finanziert und nicht mit Personalressourcen der offenen Jugendarbeit gestaltet werden. Es stellt sich daher die Frage, wie mit dem Standort Clenze weiter verfahren werden soll. Die verwaltungsseitige Schließung im Sommer 2016 wurde von mehreren Seiten kritisiert, neue Räumlichkeiten stehen jedoch nicht in Aussicht, sodass hier mehrere Varianten denkbar wären:

 

·                     Der Standort Clenze im Rahmen der offenen Jugendarbeit der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) wird ersatzlos geschlossen.

·                     Nach Schließung des Standortes Clenze wird ein Shuttle nach Lüchow (Wendland) angeboten.

·                     Der Flecken Clenze richtet in den Räumlichkeiten einen selbstverwalteten Jugendtreff ein.

 

Selbstverwaltete Jugendtreffs können mit einer Juleica-Kraft (Jugendgruppenleiterbefähigung) betrieben werden, die finanziell über die Kreisjugendpflege entschädigt werden kann. Für kleinere Jugendtreffs bietet sich eine solche Lösung der selbst verwalteten Räume an. Damit wäre ein Anlaufpunkt in Clenze gegeben, das Personal der offenen Jugendarbeit konzentriert sich in den anderen drei Standorten auf die Einhaltung der verabredeten Standards zur offenen Jugendarbeit. Sollte der Flecken Clenze in der Zukunft adäquate Räumlichkeiten finden, in denen offene Jugendarbeit stattfinden kann, wird die Samtgemeinde selbstverständlich bereit sein, dies im bisherigen Umfang zu leisten.   


   


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