Betreff
Umwandlung einer Personalstelle in der Offenen Jugendarbeit
Vorlage
007/2022 SG
Aktenzeichen
511310SG
Art
Sitzungsvorlage SG

Die Einleitung der im Juni 2018 verabschiedeten Konzeption der Offenen Jugendarbeit der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) schloss mit den Worten:

„Abschließend ist zu sagen, dass allen Beteiligten bewusst ist, dass ein erarbeitetes Konzept keinen Stillstand vorsieht, sondern in regelmäßigen Abständen hinterfragt und angepasst werden muss. Besonders die konkreten Programminhalte und auf lange Sicht gesehen auch die Standortfrage mit Blick auf Mobilität und aufsuchender Offener Jugendarbeit sind solche Themen."

 

Das ist nun mehr als drei Jahre her und dem soll Rechnung getragen werden:

 

Fachliche Entwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen (Corona), aber auch sich ändernde Rahmenbedingungen erfordern ein regelmäßiges Hinterfragen und Anpassen. Die Offene Jugendarbeit in der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) und hier besonders in Lüchow (Wendland) hat in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt. Sie wird sehr gut angenommen und wird sowohl in der öffentlichen als auch in der fachlichen Wahrnehmung als Instanz gesehen.

Die vergangenen zwei Jahre waren von der Corona-Pandemie geprägt, trotz aller damit verbundenen Widrigkeiten war das Jeff ein verlässlicher Partner für die Jugendlichen. Nötig dazu war und ist ein ständiges Abwägen zwischen Infektions- und damit auch dem Gesundheitsschutz (gesellschaftlich, den Jugendlichen aber auch den Mitarbeitenden gegenüber) auf der einen Seite und den psychosozialen Bedürfnissen der Jugendlichen auf der anderen Seite und damit oft genug ein „Ritt auf der Rasierklinge". Mit Sorge bleiben die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Kinder und Jugendlichen abzuwarten (dass es diese geben wird, ist aus Expertensicht unstrittig). Hier werden weitere Herausforderungen auf die Jugendarbeit hinzukommen.

Als Erfolgsfaktoren für die gelingende Jugendarbeit der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) können viele kleine Stellschrauben ausgemacht werden, die hier nicht alle aufgeführt werden können (z. B. die Entwicklung von einem Angebots-Jugendzentrum hin zu einem Beziehungs-Jugendzentrum, gute Ausstattung in vielen Bereichen, Netzwerkarbeit usw.). Allerdings gibt es auch größere Erfolgsgaranten, die gerade für das Jeff in Lüchow (Wendland) wirksam waren, von denen zwei näher beleuchtet werden sollen: Das Jeff Lüchow war nicht immer so gut besucht und man konnte die Frage stellen: „Was nützt ein gut ausgestattetes Jugendzentrum, wenn die Zielgruppe nicht weiß, dass es diese Einrichtung gibt?“ Jugendarbeit muss sich ständig ins Bewusstsein der Jugendlichen bringen und so gab es in der Vergangenheit Bestrebungen, Schülerinnen und Schüler in der Schulzeit im Klassenverband über pädagogische Angebote ins Jeff zu holen. Die Leitung der Offenen Jugendarbeit hat unter anderem eine erlebnispädagogische Zusatzausbildung und Schulklassen nutzen diese Expertise für Sozialtrainings als Beitrag für ein gutes Klassenklima.

Des Weiteren wurden pädagogische Einheiten in Projektwochen gegeben (Suchtprävention, Aufklärung, Klassensprecher/innen-Schulungen…). All diese Angebote genießen einen hohen Stellenwert sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schülerinnen und Schülern. Der daraus resultierende Mehrwert für die Schule: u. a. Verbesserung des Klassenklimas, Vermittlung pädagogischer Inhalte usw.

Der Mehrwert für das Jeff Lüchow: die Jugendlichen finden mit ihren Klassenkameradinnen und Klassenkammeraden den Weg wieder ins Jeff  am Nachmittag. Hier können sie dann ihre Freundinnen und Freunde treffen, an den reichhaltigen Angeboten teilnehmen, sich Rat von den Mitarbeitenden holen (vom einfachen Liebeskummer bis hin zu Fragen der Kindeswohlgefährdungen) oder einfach nur „abhängen". Hier wurde der im Zitat erwähnten „Standortfrage mit Blick auf Mobilität und aufsuchender Jugendarbeit" Rechnung getragen, weil eben flexibel auf die Bedürfnisse von Schule, Jugendlichen und Jugendzentrum eingegangen wurde, die Jugendlichen quasi aus der Schule abgeholt wurden. Diese Flexibilität sollte auch den anderen Jeffs mit Schulanbindung zugutekommen. Speziell der Standort Clenze mit seiner weiterführenden Schule bietet sich an. Diese Ausdehnung des „Lüchower Modells" auf die gesamte Samtgemeinde ist allerdings nur mit erhöhtem Personalaufwand zu bewerkstelligen.

Als weiteren Erfolgsfaktor, was gerade auch die Qualität der Offenen Jugendarbeit in Lüchow (Wendland) angeht, muss die Schaffung einer Stelle (9 Wochenstunden) für „Aufsuchende Jugendarbeit" aus eigenen Mitteln der Stadt Lüchow (Wendland) genannt werden, die von einem Mitarbeiter des Jeffs ausgefüllt wird. Hier kommt man gerade den Jugendlichen nahe, die nicht regelmäßig durch das Jeff erreicht werden können. Die „Aufsuchende Jugendarbeit" (umgangssprachlich „Streetwork“) wird sehr gut angenommen, ist sehr gut vernetzt und schafft es zum Teil, Jugendliche an das Jeff zu binden. Ein Großteil des Klientels ist männlich, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass der Mitarbeiter ein Mann ist. Hier wäre eine Ergänzung durch eine weibliche Fachkraft zu wünschen. Generell sollte dieser Bereich personell aufgestockt werden und es wäre angeraten, den Zuständigkeitsbereich auf die gesamte Samtgemeinde auszudehnen, denn sowohl die KGS in Clenze, als auch die OBS und das Gymnasium in Lüchow (Wendland) sind Schulen mit einem größeren Einzugsbereich.

Außerdem können dann flexibel bei Bedarf an jedem Ort der Samtgemeinde unabhängig von Öffnungszeiten Angebote zeitlich begrenzt entstehen. Dabei muss es sich dann explizit nicht nur um Einzelfallhilfe handeln. Auch hier wird die Ausweitung in die Fläche bzw. in andere Gemeinden mehr Personal bedürfen.

Dass die Offene Jugendarbeit ein wichtiger Akteur in der regionalen Prävention ist, wird auch von vielen Präventionsprogrammen erkannt. Der Landkreis ist eine CTC-Kommune („Communities that Care", eine Präventions-Rahmenstrategie des Landespräventionsrates Niedersachsen) und als solche kommen in den nächsten Jahren viele Aufgaben auf die regionalen Präventionsräte (in denen eben auch das Jeff vertreten ist) vor Ort zu. Mögliche Interventionen und Präventionsmaßnahmen werden auch auf die Jeffs zukommen, auch dem muss personell begegnet werden.

Diesem aufgezeigten Bedarf zu begegnen, wird eine Herausforderung werden. Der Fachkräftemangel geht im Speziellen an der Offenen Jugendarbeit nicht spurlos vorbei. Unattraktive Arbeitszeiten und/oder das Bild von anstrengenden, renitenten Jugendlichen und halbe Stellen (19,5 Stunden) machen es nahezu unmöglich, Fachkräfte für diesen Bereich zu gewinnen. Das Jeff hat viel Energie in die Ausbildung (BBS Lüchow, Berufsanerkennungsjahres-Praktikantinnen/Praktikanten) investiert, sodass sich zumindest das Bild der unattraktiven Arbeitszeiten und der Jugendlichen bei Berufsstartern ändert. Das Fachpersonal könnte mühelos gehalten werden, aber leider erscheint eine 19,5-Stunden-Anstellung höchst unattraktiv. Seit geraumer Zeit ist eine Sozialpädagogik-Stelle mit 19,5 Stunden vakant. Nachdem keine Bewerbung dafür einging, wurde sie mit einer Erzieherin besetzt. Derzeit ist sie unbesetzt, weil kein Personal gefunden wurde. Um diese Lücke wenigstens ansatz- und übergangsweise zu füllen, absolviert momentan eine Sozialpädagogin ihr Berufsanerkennungsjahr im Jeff. Als weibliche Mitarbeiterin füllt sie eine Lücke in dem sonst männlich dominierten Team. Die hochmotivierte und fachlich versierte Berufsanerkennungsjahres-Praktikantin wird im März das Anerkennungsjahr abschließen und wird dann die Offene Jugendarbeit der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) verlassen.

Dem vorangegangenen skizzierten Bedarf (Auswirkungen Corona, Kooperation Schule, aufsuchende Jugendarbeit, CTC) kann mit der Umwandlung der 19,5-Stunden-Stelle (Erzieherin/Erzieher) um 15,5 Stunden auf 35 Wochenstunden (Sozialpädagogin/Sozialpädagoge) begegnet werden: dabei verbleiben die 19,5 Stunden in der „stationären" klassischen Offenen Jugendarbeit in den Jeffs. Diese Umwandlung wird die Offene Jugendarbeit bei den genannten kommenden Herausforderungen unterstützen und für das Gelingen beitragen. Der Fachkräftemangel schlägt gerade in diesem Bereich durch, sodass die Verwaltung die Auffassung vertritt, dass eine qualitative und quantitative Aufwertung der Stelle zu einer Stellenbesetzung führen wird.

Selbstverständlich hat die Umwandlung der halben Erzieherstelle (EG S8a) in eine 35-Wochenstunden-Sozialpädagoginnen-/Sozialpädagogenstelle (EG S11a) finanzielle Auswirkungen.

 

Folgende Mehrkosten entstehen für die Samtgemeinde durch die Umwandlung der Stelle von EG S8a nach EG S11a) pro Jahr:

 

Stufe 1 (Jahr 1):                               rund 17.000,00 €

Stufe 2 (Jahr 2 und 3)    rund 18.200,00 €

Stufe 3 (Jahr 4 bis 6)       rund 20.300,00 €

Stufe 4 (Jahr 7 bis 10)    rund 22.300,00 €

   


 

Hat die Beschlussvorlage finanzielle Auswirkungen oder werden Finanzmittel bewirtschaftet?

 

Nein

x

Ja, weitere Ausführungen

 

Gesamtkosten/-einnahmen der Maßnahme im Haushaltsjahr:

 

 

Ist die Maßnahme im Haushaltsplan veranschlagt?

 

Ja, im Haushaltsansatz insgesamt:

 

 

Produkt/Sachkonto bzw. Investition:

 

x

Nein;

 

Ist eine außerplanmäßige Ausgabe erforderlich?

x

Nein

 

 

Ja, bei Produkt/Sachkonto bzw. Investition:

 

 

 

Deckung durch Sachkonto/Kostenstelle:

 

 

Ist der Ansatz ausreichend bzw. werden die geplanten Einnahmen erreicht?

 

Ja

 

Nein, ÜPL

 

 

Deckung bei Sachkonto/Kostenstelle:

 

 

Erwartete Mindereinnahme:

 

 

Auswirkungen auf künftige Ergebnishaushalte, gibt es jährliche Folgekosten?

 

Nein

x

Ja, Höhe?

s.o.

 

Gibt es eine Gegenfinanzierung (Zuweisungen, Zuschüsse)?

x

Nein

 

Ja, Sachkonto/Kostenstelle:

 

Höhe:

 

 

Ist die Gegenfinanzierung dauerhaft?

 

Nein

 

Ja

 

Ggf. ergänzende Erläuterungen zu den finanziellen Auswirkungen:

 

Die zusätzlichen Kosten werden im Personalkostenbudget zusätzlich eingeplant bzw. im Stellenplan verankert, wenn der Rat der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) der Umwandlung der Stelle zustimmt.

 


Der Schul-, Jugend- und Sozialausschuss beschließt, dem Samtgemeindeausschuss zu empfehlen, dem Rat vorzuschlagen, folgenden Beschluss zu fassen:

 

Der Rat der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) erkennt den Bedarf an qualitativer und quantitativer Ausweitung der Offenen Jugendarbeit an. Er wandelt daher eine Stelle der Offenen Jugendarbeit von S8a zu S11a um. Der Stellenanteil beträgt 35 Wochenstunden.